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Soziale Landwirtschaft mit
Senior*innen


Überblick

Ist von älteren Menschen die Rede, so meint man offensichtlich Personen, die ein bestimmtes Alter überschritten haben. Dabei ist das Alter nur ein kleiner Teil der Geschichte dieser Menschen. Das Leben von Senior*innen kann ganz unterschiedlich aussehen, je nach Einkommen, Familienstand, Gesundheitszustand, sozialem Netzwerk und Freizeitaktivitäten. Auch sind einige ältere Menschen weiterhin berufstätig. Seit ein paar Jahrzehnten lässt sich ein Trend zum „aktiven Altern“ beobachten. Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt diese Entwicklung als „einen Optimierungsprozess von Gesundheit, Sicherheit und Teilhabeoptionen, um Lebensqualität im Alter zu verbessern“. Auch die Soziale Landwirtschaft kann zu einer Verbesserung der Lebensqualität von Senior*innen beitragen. Viele Herausforderungen, auf welche andere Institutionen im Bereich Pflege und Soziale Arbeit mit alten Menschen spezialisiert sind, können auch mittels Angeboten im Bereich Soziale Landwirtschaft angegangen werden. Hierzu zählen Einsamkeit, soziale Isolation, der Umgang mit Krankheit, einer Behinderung oder Armut. Dabei gibt es drei Gruppen älterer Menschen, die in der Vergangenheit besonders von der Sozialen Landwirtschaft profitiert haben.

Ältere Menschen mit Demenz

Menschen, die alternative Wohnkonzepte für das Alter suchen

Ältere Menschen, die langfristige Betreuung benötigen

Mehrwert der Sozialen Landwirtschaft (...und wobei Sie Senior*innen auf ihrem Hof unterstützen können):


Welche Tätigkeiten?

Es gibt keine bestimmten Tätigkeiten oder Ansätzen, die für diese Gruppe von besonderem Wert und Relevanz sind. JEDE Aktivität auf dem Bauernhof kann die Richtige sein, wenn sie für die einzelne Person angenehm, geeignet und sicher ist. Einige Vorschläge aus der Praxis sind:


Welcher Ansatz?…

Respektieren Sie Individualität und Autonomie
Alle Erwachsenen sind unterschiedlich und bringen ihre individuellen Biografien und Erfahrungen mit sich. Individuelle Vorlieben müssen beachtet werden. Die Autonomie älterer Menschen muss respektiert werden, selbst wenn sie in gewissem Maße beeinträchtigt sind.

Vermeiden Sie Stereotypisierung
Negative (manchmal auch positive) Stereotype von älteren Menschen sind sehr verbreitet, zum Beispiel über ihre Interessen und Fähigkeiten (z. B. bezüglich Technik). Es gibt auch eine Tendenz, ältere Menschen zu bevormunden oder zu bemitleiden. Um zu verhindern, dass aus Altersdiskriminierung sich selbst erfüllende Prophezeiungen werden, können Sie sich fragen, was Ihre eigenen Ansichten zum Altern sind . Ebenso sollten Sie sich Gedanken darüber machen, was Sie selbst von anderen Menschen erwarten, wenn Sie einmal alt sind. Wenn Sie von diesen Ansatz ausgehen, ist es wahrscheinlicher, dass Sie ältere Menschen einfach als Menschen behandeln, Menschen mit verschiedenen Meinungen, Perspektiven, Fähigkeiten und Herausforderungen.

Fördern Sie Unabhängigkeit & Fähigkeiten
Wenn Menschen etwas selbstständig tun können, ohne die Hilfe Anderer, sollten sie dies auch tun, selbst wenn sie dafür mehr Zeit benötigen. Dies kann auch dazu beitragen, vorhandene Fähigkeiten zu stärken und den Alterungsprozess zu verlangsamen.

Erkennen Sie unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche an
Die Spannbreite der Möglichkeiten und Kapazitäten unter den Senior*innen ist naturgemäß sehr groß: Einige sind sehr fit, beweglich und können bestimmte Aufgaben übernehmen. Andere sind aufgrund körperlicher oder geistiger Gesundheitsprobleme eingeschränkter, was Anpassungen von Arbeitsabläufen und Geräten notwendig macht. Ein klassisches Beispiel sind Hochbeete im Garten oder im Gewächshaus, die das Arbeiten auf dem Boden ersetzen können. Manchmal geht es auch gar nicht darum, mitzuarbeiten, sondern darum die Atmosphäre des Hofs zu genießen, in Gesellschaft zu sein und gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen. Der Bauernhof ist in diesem Fall vor allem ein sozialer Ort.

Andere möchten viel stärker involviert werden, einschließlich der Beteiligung an Planungs- und Entscheidungsfindungsprozessen unter Einbringung ihrer Fähigkeiten und Lebenserfahrung. Solche Senior*innen können auch andere Teilnehmende, die auf den Hof kommen, unterstützen. Bleiben Sie flexibel und versuchen Sie auf die Bedürfnisse und Wünsche der einzelnen Menschen einzugehen und für die jeweilige Gruppe eine gute Balance zu finden.

Wohnraum auf Sozialen Landwirtschaftsbetrieben...eine komplexe Unternehmung
Die Spannbreite des Unterstützungsbedarfs von Senior*innen auf Höfen ist sehr groß: Von großer Selbstständigkeit bis hin zu einem hohen Pflegebedarf. Dabei kann sich das Level an Selbstständigkeit und Unabhängigkeit natürlich im Laufe der Zeit verändern. Soll seniorengerechtes Wohnen auf dem Bauernhof angeboten werden, so gibt es weit mehr, als bei stundenweisen, Betreuungsangeboten zu beachten. Das Schaffen von barrierearmen Wohnraum, die Kooperation mit Pflegediensten und Beschäftigung weiteren Fachpersonals aus den Bereichen Medizin, Sozialfürsorge, Ergo– und Physiotherapie ist in diesem Fall notwendig. Darüber hinaus muss bedacht werden, was mit einer Person passiert, die nicht mehr auf dem Hof betreut werden kann.


Mögliche Herausforderungen

Mobilitätsprobleme und körperliche Einschränkungen Wenn Sie zuvor mit andere Gruppen in der Sozialen Landwirtschaft gearbeitet haben, müssen Sie Tätigkeiten nun gegebenenfalls anpassen (Tempo und Umfang, vor allem bei schlechtem Wetter). Im Vergleich zu anderen Zielgruppen der Sozialen Landwirtschaft, braucht es mehr Kapazitäten für Innenarbeiten sowie warme, komfortable und einladende Räume zum Zusammenkommen und zum Essen.

Umbauten können erforderlich sein. Dazu gehören: Hochbeete in verschiedenen Höhen; Rampen an den Eingängen; rutschfeste und barrierefreie Böden; gute Beleuchtung; barrierefreie Toilettenanlagen. Zudem muss Werkzeug leicht erreichbar sein, ordnungsgemäß funktionieren und den Fähigkeiten der Teilnehmenden entsprechen. Gegebenenfalls muss auch spezielles Werkzeug angeschafft werden, dass mit bestimmten körperlichen Einschränkungen benutzt werden kann.
Demenz Wichtig ist es, bestimmte Symptome und Verhaltensweisen, die mit einer Demenz verbunden sind, zu kennen. Dazu gehören offensichtliche Gedächtnisprobleme, aber auch Desorientierung und Verwirrung. Menschen können mit Frustration, Depression oder Aggression auf ihre Situation reagieren. Sie verirren sich leicht, sind einem größeren Unfallrisiko oder Verletzungsgefahr ausgesetzt. Hierfür gibt nicht unbedingt 'Lösungen', aber die Möglichkeit, eine Atmosphäre und Bedingungen zu schaffen, um besser mit diesen Herausforderungen umzugehen.
  • Struktur und Zuverlässigkeit sind wichtig. Dinge sollten jeden Tag in ähnlicher Reihenfolge erledigt werden und die Teilnehmenden sollten wissen, was sie erwartet. Es ist auch wichtig, viel Zeit einzuplanen Niemanden zu hetzen.
  • Einige Menschen benötigen möglicherweise rund um die Uhr Gesellschaft und Unterstützung, um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen gewährleisten zu können.
  • Ansätze wie die Validations-Therapie folgen der Idee, dass es besser ist, in die Realität der Person mit Demenz einzutreten, als die Person in unsere Realität zurückholen zu wollen.
  • Konfrontationen sollten vermieden werden. Menschen mit Demenz sollten nicht herausgefordert oder durch Neckereien, Lachen oder Kritik provoziert werden.
Mangel an Motivation und Begeisterung Nehmen Sie es nicht persönlich. Sie müssen möglicherweise die Erwartungen daran, was an einem bestimmten Tag erreicht wird, herunterschrauben und sich an die Stimmungen und Energielevel der Menschen anpassen. Manche Tage werden lebhafter sein als andere, und allein die Bereitstellung des Raums und des Ortes, an dem die Menschen sein können, ist an sich schon positiv.
Verlust und Abschied Viele ältere Menschen, welche Angebote der Sozialen Landwirtschaft nutzen, insbesondere diejenigen, die auf einen Pflegebauernhof oder in ein betreutes Wohnen ziehen, befinden sich in ihrer letzten Lebensphasen. Sie leisten folglich einen wichtigen Beitrag, indem sie dafür sorgen, dass diese Menschen bis zum Schluss ein gutes Leben führen können. Sie müssen somit auch bereit dazu sein, Sterben und Trauer, als Teil Ihres Alltags, und als Teil des Alltags der Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten, anzunehmen.