Es gibt mit großer Sicherheit einen geeigneten Platz für jeden Menschen— auf dem Bauernhof ist dies vor allem eine Frage der richtigen Unterstützung.
"Für die Teilnehmenden bedeutet die Arbeit auf einem Sozialen Landwirtschaftsbetrieb, zu etwas Größerem beizutragen. Alles, was sie tun, hat eine Bedeutung. Es lässt sie sich wichtig, nützlich und gebraucht fühlen."
Gewöhnliche und wiederkehrende Tätigkeiten
Die grundlegenden, notwendigen Aufgaben auf dem Bauernhof - die Dinge, die erledigt werden müssen - sollten den Kern der Zeit auf dem Hof bilden: Überprüfung des Viehbestands, Füttern der Tiere, Unkraut jäten, Aussaat, Ernte, Fegen, Aufräumen usw. Auf einem Bauernhof müssen sinnvolle Tätigkeiten nicht erfunden werden. Das Maß an Komplexität sollte je nach individueller Fähigkeit variieren.
Strukturierte Tätigkeiten mit sinnvollen Ergebnissen
Tätigkeiten, die klare und sogar sichtbare Ergebnisse haben, sind sehr wichtig, um Motivation und ein Erfolgsgefühl bei den Teilnehmenden aufzubauen. Die Teilnehmenden sollten sagen können: "Ich/Wir habe*n diese Eier gesammelt" oder "Ich/Wir habe*n den Hof mit dem Hochdruckreiniger gereinigt".
Tätigkeiten, die miteinander verbunden sind
Es ist wichtig, eine Reihe von aufeinander abgestimmten Aktivitäten zu schaffen, damit die Teilnehmenden zum Kreislauf beitragen können. Denn dies ist z.B. in einigen Werkstätten für Menschen mit Behinderung, grade bei industriellen Helfertätigkeiten, nicht der Fall. Zum Beispiel können die Teilnehmenden aussäen, das Gemüse jäten, pflegen und ernten
und später beim Kochen und Zubereiten helfen, um schließlich das Angebaute auch zu essen. Auch Projekte, die über einen längeren Zeitraum bearbeitet werden, wie der Bau von Hochbeeten oder die Restaurierung eines alten Traktors, sind gut geeignet.
Aktivitäten mit Tieren
Der echte und direkte Umgang mit Tieren und die Fürsorge für sie, kann einer der wichtigsten und wertvollsten Aspekte für Teilnehmende auf dem Bauernhof sein und sollte, soweit möglich, gefördert und unterstützt werden. Dies kann auch beinhalten, Menschen dabei zu helfen, eventuelle Ängste zu überwinden.
Hohe Bedeutung des Sozialen
Die Soziale Landwirtschaft sollte immer reichlich Gelegenheiten für Gespräche, Geschichtenerzählen und Spaß bieten, egal ob während der Arbeit, während gemeinsamer Mahlzeiten oder den Pausen dazwischen.
Tätigkeiten, die Verbindung nach “Außen” schaffen
Gut ist es auch, wenn die Soziale Landwirtschaft auch Begegnungen außerhalb des Hofes ermöglicht, sowohl um die
kommerziellen Tätigkeiten des Bauernhofs zu beobachten, als auch daran teilzunehmen, mit einkaufen zu gehen oder an Veranstaltungen in der Region teilzunehmen (zum Beispiel Märkte, Viehmärkte,
Festivals usw.).
"Sie gehen besonders gerne in den Wald und arbeiten dort... Im Wald gefällt es ihnen auch, weil dort viel Action ist. Wir verbrennen dort oft Äste, das mögen sie. Besonders unsere männlichen Teilnehmenden... Sie brauchen die Arbeit im Freien, die körperliche Betätigung. Sie möchten nicht in einem Raum bleiben und immer sitzen und wochen- oder monatelang die gleiche Arbeit machen."
Tätigkeiten, die eine positive Risikobereitschaft fördern
Der Alltag von Menschen mit geistiger Behinderung ist oft von einer Kultur der Risikominimierung und des Paternalismus geprägt. Im Gegensatz dazu ist die lebendige Umgebung auf dem Bauernhof ein Ort, an dem Menschen dabei unterstützt werden sollten, das Gefühl von Freiheit und Raum zu genießen, Risiken einzugehen und sich über das hinaus zu entwickeln, was sie für möglich hielten.
Tätigkeiten, die natürliche körperliche Bewegungen aller Art fördern Dies sollte ein fester Bestandteil der Sozialen Landwirtschaft sein - das Gehen, um die Tiere zu füttern, das Laufen auf Hügel und unebenem Gelände, das Biegen, Dehnen, Graben, Heben usw., Kleine Veränderungen können einen großen Unterschied machen!
Haben Sie Geduld
Geduld ist grundlegend für die Soziale Landwirtschaft: Geduld, um Menschen kennenzulernen, Geduld bei der Durchführung von Tätigkeiten gemeinsam mit den Teilnehmenden, Geduld bei der Bewältigung eines langsameren Tempos, das möglicherweise erforderlich ist, wenn mit dieser Zielgruppe gearbeitet wird.
Diese Zielgruppe umfasst Menschen mit einer sehr breiten Palette an Fähigkeiten, Bedürfnissen, Herausforderungen und Potenzialen. Jede Person, die auf den Bauernhof kommt, als Individuum zu behandeln, bildet die Grundlage dafür, Unterstützung zu bieten, die ein gutes Erlebnis und positive Ergebnisse für jede Person ermöglicht.
Bieten Sie Möglichkeiten für die persönliche Entwicklung und das Wachstum der Teilnehmenden
Menschen kommen mit ihrem eigenen Wissen und ihren eigenen Erfahrungen zur Sozialen Landwirtschaft. Es ist wichtig, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen einzubringe und sich gemäß ihren Stärken, Talenten und Vorlieben in vielen Bereichen des Hofs einzubringen. Im Laufe der Zeit sollte das Maß an Verantwortung zunehmen. Wachstum kann auch beinhalten, Dinge zu tun, die den Teilnehmenden nicht gefallen oder die sie langweilig oder schwierig finden - das gehört alles zum normalen Leben dazu.
"Im Allgemeinen ist es wie bei allen anderen Menschen auch. Der Unterschied besteht darin, dass alles intensiver ist. Es ist offener, ehrlicher, nicht versteckt, Stattdessen kommen Probleme relativ offen ans Licht. Nichts wird verheimlicht."
Seien Sie “echt”, authentisch und offen
Behandeln Sie Teilnehmende nicht herablassend oder wie Kinder. Sie sollten lernen, wie Sie auf die Offenheit vieler Teilnehmenden mit geistiger Behinderung eingehen und reagieren können. Denn oftmals gibt es innerhalb dieser Zielgruppe Menschen, welche geringere soziale Grenzen haben, welche sehr direkt sagen, was sie denken und fühlen.
Schaffen Sie eine entspannte und familiäre Atmosphäre
Neben der Schaffung von viel Raum und Zeit für soziale Interaktion ist es wichtig, auf die tagesaktuelle Stimmungen und Wünsche der Teilnehmenden einzugehen und sich danach zu richten. Die Teilnehmenden sollten nicht in übermäßig belastende Situationen gebracht werden. Aber sie können natürlich herausgefordert werden, über das hinaus zu gehen, was sie für möglich halten.
"Geduld, Freundlichkeit, Sanftheit. Sie versuchen nicht, jemanden zu jemanden zu formen, der er nicht ist. Intuition ist sehr wichtig."
Seien Sie Klar und machen Sie Aufgaben immer vor
Es ist äußerst wichtig, sehr klare Anweisungen zu geben, Aufgaben in kleinere Schritte aufzuteilen und Anweisungen so oft wie nötig zu wiederholen und zu klären. Es ist auch entscheidend, zu zeigen, wie Dinge erledigt werden, und neben/mit den Menschen bei der Durchführung von Aufgaben zu arbeiten. Ziele sollten klar sein und Aufgaben einen Endpunkt haben, an dem die Menschen selbst sehen und wissen können, dass die Aufgabe abgeschlossen und gut erledigt ist (z. B. dass die Kartoffelernte abgeschlossen ist, dass der Kälberstall gereinigt ist, usw.).
Behalten Sie die Kontrolle…
Der/die Landwirt*in ist letztendlich der “Anführer” der Gruppe und verantwortlich für die Sicherheit und das Wohl aller Personen auf dem Bauernhof sowie dafür, dass Aufgaben angemessen erledigt werden. Es muss ständig ein Gleichgewicht gefunden werden, damit die Menschen den Bauernhof als einen Ort der Wärme und Freundschaft erleben, aber auch als einen Ort der notwendigen Arbeit, des positiven Risikos, aber auch potenzieller Gefahren.
Individuelle Unterschiede zwischen den Teilnehmenden |
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Stimmungsschwankungen (können recht schnell auftreten) |
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Mangelnde Motivation und Antrieb (kann besonders problematisch sein, wenn Aktivitäten durchgeführt werden müssen, die von den Teilnehmenden als langweilig oder mühsam empfunden werden) |
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Konflikte oder fehlende Bindung zwischen einzelnen Teilnehmenden (dies kann mit einer begrenzten oder eingeschränkten Fähigkeit zur Konfliktlösung einhergehen) |
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Alle Zitate stammen aus Interviews mit erfahrenen Landwirt*innen der Sozialen Landwirtschat, die im Rahmen des SoFarTEAM-Projekts durchgeführt wurden.
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